„Kia ora!“ So sagen es zumindest die Māori in Aotearoa, dem „Land der langen weißen Wolke“. Ich bin spontan drei Wochen in Neuseeland, wo ich mich, nur mit einem 9kg Rucksack ausgerüstet, ins Abenteuer stürze. Strände, Wanderungen, Vulkane und Bungy Jumping erwarten mich.
Reiseroute
Anreise
Hannover -> Amsterdam -> Hongkong -> Auckland
Tag 1: Skytower und Mount Eden in Auckland
Nach langem Flug komme ich endlich in Neuseeland an. Was mir als erstes auffällt ist die erbarmungslose Sonne und die damit verbundenen hohen Temperaturen. Das liegt vielleicht aber auch an meiner Bekleidung/Gepäck: Lange Hose, Pullover, Jacke, 2 Rucksäcke. Sobald die Sachen in meiner Unterkunft verstaut sind kann ich Auckland, die heimliche Hauptstadt Neuseelands, erkunden. Sehr schön ist das Hafenfest, das gerade zur 175-Jahr-Feier ausgerichtet. Von anderen Reisenden erfahre ich, dass Auckland vom Feeling her mit Vancouver zu vergleichen sei. Eine sehr gute Aussicht habe ich vom Skytower und vom ehemaligen Vulkan Mount Eden, der sich mitten in der Stadt befindet.
Tag 2: Radtour von Whitianga zur Cathedral Cove
Heute geht es sehr früh mit der Fähre zur Coromandel Peninsula, auf der ich mir ein Hostel in Whitianga nehme. Das Hostel wird mir von einer anderen Backpackerin aus Hawaii empfohlen, die ich auf der Fähre kennen lerne. Während der Überfahrt sehe ich Delfine, die direkt vor der sehr kleinen Fähre durchs Wasser schwimmen und springen. In Whitianga leihe ich mir ein Fahrrad und mache eine Radtour zur Cathedral Cove, die sich circa 15km südlich befindet. Auf dem Weg nutze ich u.a. eine kleine Motorbootfähre. Die Cathedral Cove, eine natürlicher großer Felsbogen in den Klippen sieht aus, als könnte sie Teil eines James Bond Films sein und lädt zum Verweilen ein. Auf dem Rückweg nach Whitianga verfahre ich mich noch etwas und hole mir einen leichten Sonnenbrand. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es die ganze Zeit bergauf und bergab ging.
Tag 3: Heiße Quellen in Rotorua und Entspannen am See
Gegen Mittag komme ich in Rotorua an. Da die Shuttle zu den Geysir-Parks für heute schon abgefahren sind spaziere ich etwas durch die Stadt/Dorf und entspanne am See, an dem sich auch eine Art kulturelles Zentrum der Maori befindet. Rotorua liegt in dem Krater eines riesigen Vulkans und die Berge in der Ferne sind die Ränder des Kraters. Beeindruckend ist, dass an manchen Stellen zwischen dem Kopfsteinpflaster Wasser aus dem Boden hervor kocht. Mit einem anderen deutschen Backpacker tausche ich Bücher aus. (gegeben: Moby Dick; bekommen:Ignatz – Oder die Verschwörung der Idioten)
Tag 4: Geysire im Wai-O-Tapu Thermal Wonderland
Heute geht es ins Wai-O-Taou Thermal Wonderland. Dort gibt es Geysire zu bestaunen, die etwas an den Yellowstone Park in den USA erinnern. Besonders beeindruckend ist die Intensität der Farben. Um 14 Uhr bin ich wieder in Rotorua und genau um die Zeit fährt mein Bus zum National Park Valley. Ich springe also von einem Bus in den anderen (Den Busfahrer habe ich zu Höchstleistung angespornt, doch er meint gleich, dass sie was Pünktlichkeit angehe nicht mit den Deutschen mithälten könnten). Die Aktion ist etwas riskant geplant, doch ich will morgen unbedingt die Tongariro Alpine Crossing-Wanderung machen, da das Wetter in den nächsten Tagen deutlich schlechter werden soll. Ich will ja keine Hektik im Urlaub, aber heute mache ich mal eine Ausnahme. Abends komme ich dann auch im National Park Valley an, wo ich das erste Mal eine schlechte Erfahrung mit einem Hostel (eher Lodge) mache. Im Dorm riecht es stark nach Insektenspray und überall liegen tote und halbtote Insekten herum, welche bedauerlicherweise auch fliegen können, so dass ich auch auf dem Hochbett nicht ganz sicher bin. Das YHA in das ich eigentlich wollte ist leider ausgebucht…
Tag 5: Tongariro Alpine Crossing – Vulkanische Mondlandschaft
Zusammen mit einem Amerikaner und einem Franzosen (der gerade in Australien studiert) mache ich die Tageswanderung Tongariro Alpine Crossing. Sie führt an/über zwei Vulkanen entlang und bietet eine atemberaubende Sicht auf den Mount Ngauruhoe, der Herr der Ringe Fans unter dem Namen Mount Doom / Schicksalsberg bekannt ist. Besonders beeindrucken sind die unterschiedlichen Farben am Kraterrand durch die der Vulkan aussieht als wenn er bluten würde. Die ganze Gegend sieht wie eine Mondlandschaft aus und wirkt sehr surreal. Das Wetter ist nur durchwachsen, doch wir machen das Beste daraus. Abends essen wir noch etwas mit einigen Amerikanerinnen im einzigen Diner des Dorfs.
Tag 6: Dschungelwanderung & Segeln zum Maori Rock im Lake Taupo
Mein Bus nach Taupo fährt erst Mittags, so habe ich am Vormittag noch etwas Zeit und entschließe mich eine kleine Wanderung durch den nahen Dschungel zu den Tupapkurua Falls zu machen. Der Hinweg soll 2 Stunden dauern. Da es die ganze Nacht geregnet hat ist der sehr kleine Pfad sehr nass, was ich merke da ich bei jedem Schritt an irgendwelche Pflanzen stoße. Zum Glück gibt es hier nichts Giftiges. Der Weg wendet sich beständig die Hügel rauf und runter, so dass ich schon nach 10 Minuten die Orientierung verliere. Nur durch meine Uhr weiß ich wieviel Zeit vergangen ist, denn mein Zeitgefühl ist nicht mehr existent. Der Pfad wird immer kleiner und ich muss über umgestürzte Bäume und kleine Bachläufe klettern. Irgendwann komme ich an den Wasserfällen an und bin erleichtert, dass ich mich nicht verlaufen habe, denn mir ist auf dem Weg keine Menschenseele begegnet. Der Rückweg verläuft ohne Probleme, wobei ich, dort wo es geht,etwas jogge damit ich den Bus nicht verpasse. Das war wirklich eine spannende Dschungelwanderung bei der ich mich zwischenzeitlich wie im Regenwald am Amazonas gefühlt habe. Ich komme rechzeitig am Bus an und habe sogar noch etwas Zeit über und unterhalte mich solange mit einer Südkoreanerin die mir empfiehlt in Taupo Skydiven auszuprobieren. Ich weiß ja nicht… Mit dem Bus geht es nach Taupo, wo ich abends noch einen Segeltörn zum Maori Rock mache. Mit auf dem Boot sind drei Asiaten und zwei Chilenen. Unterwegs können wir vom Boot springen und eine kleine Runde schwimmen.
Tag 7: Heiße Quellen bei Taupo und Rafting im Tongariro River
Eigentlich will ich heute zu den Waitomo Caves, doch es fährt kein Bus und ich habe keinen internationalen Führerschein. So plane ich kurzfristig um und mache Rafting. Davor entspanne ich jedoch etwas von den Wanderungen der letzten Tage und gehe zu einer natürlichen heißen Quelle in welche man sich wie in ein beheiztes Becken setzen kann. Den Tipp hat mir der Franzose vorgestern gegeben. Am Nachmittag beginnt das Rafting auf dem Tongariro River. Es macht sehr viel Spaß und ist gerade weil ich vorne sitze spannend. Der Regen stört nicht, da wir eh alle nass sind. Um kurz nach Mitternacht nehme ich einen Nachtbus nach Wellington. Eigentlich will ich auf der Fahrt schlafen, doch neben mir guckt jemand laut einen Film auf einem Tablet und hinter mir sitzt eine indische Großfamilie mit Kleinkind, so dass an Schlaf nicht zu denken ist.
Tag 8: Geographischer Mittelpunkt von NZ in Nelson
In Wellington setze ich mit der Fähre auf die Südinsel über. Die Überfahrt dauert circa 4 Stunden. Mit dem Bus geht es weiter nach Nelson, wo ich zuerst ins YHA einchecke und dann meine Aktionen für die nächsten Tage buche. Morgen will ich im Abel Tasman NP Kajak fahren und übermorgen plane ich ebenfalls im Abel Tasman NP Canyoning zu machen. Da das aber sehr früh startet muss ich mir in Marahau direkt am Nationalpark eine Unterkunft suchen. Das heißt ich fahr morgen nicht wieder mit dem Kajakshuttle zurück nach Nelson, sondern verlege die Rückfahrt um einen Tag nach hinten. Die beiden darauf folgenden Tage will ich auf dem Heaphy Track im Kahurangi NP wandern. Heute habe ich allerdings noch etwas Zeit und wander auf den „Hausberg“, auf welchem sich das geographische Zentrum Neuseelands befindet. Von hier habe ich eine sehr gute Übersicht über die Stadt. Abends gehe ich dann noch einmal ans Meer.
Tag 9: Kajak fahren und Wandern im Abel Tasman NP
Heute geht es zum Kajak fahren in den Abel Tasman NP. Ich fahre mit dem Bus nach Motueka, wo das Kajakunternehmen seinen Sitz hat und steige in ein kleines Shuttle um, dass mich nach Marahau bringt. Dort steige ich zusamen mit anderen (2 Engländer, 2 Holländer und 1 Deutscher) abenteuerlustigen Reisenden in ein großes Motorboot, genannt Wassertaxi, und fahre so tief in den Nationalpark hinein. Das Boot ist notwendig, da es im Abel Tasman NP keine Straßen gibt. Das Wetter ist super (was bei 220 Sonnentagen im Jahr kein Zufall ist) und wir paddeln die Küste entlang an kleinen Inseln vorbei und können dabei Seelöwen und Pinguine aus nächster Nähe beobachten. Wir kommen an mehreren verlassenen Buchten mit Traumstränden vorbei und nach einiger Zeit landen wir an einem dieser Strände und jeder kann für sich alleine weiter an der Küste entlang wandern. Irgendwann komme ich am Zielstrand (Anchory Bay) an und habe noch etwas Zeit über, sodass ich noch kurz ins Wasser gehe. Danach geht es mit dem Wassertaxi zurück nach Marahau, wo ich in Old MacDonalds Farm übernachte. Bevor ich mich schlafen lege gehe ich aber noch einmal an den Strand, wo ich etwas döse und die Flut mich öfters einkesselt, so dass ich mehrfach zurück durch Wasser waten und umziehen muss.
Tag 10: Canyoning im Torrent River im Abel Tasman NP
Schon um 7 Uhr trifft sich heute die Gruppe zum Canyoning. Ich stehe noch früher auf, um mir den Sonnenaufgang am Strand anzugucken. Wie am Tag zuvor fahren wir mit dem Wassertaxi in den Park hinein. Wir landen an der Anchory Bay und wandern circa 1 1/2 Stunden auf kleinen Pfaden bergauf und landeinwärts. Allein diese Wanderung macht schon sehr viel Spaß. Unterwegs lerne ich die Gruppe etwas besser kennen, die aus 1 New Yorkerin, 1 Polen, 1 Holländerin, 2 Schweden und 2 Guides besteht. Die Stimmung in der Gruppe ist super und aller sind voller Tatendrang. Die Guides erzählen noch eine Geschichte von dem Holländer Abel Tasman, nach dem der National Park benannt ist. Er erreichte 1642 als erster Europäer Neuseeland und wollte hier an Land gehen. Die Maori begrüßte er mit einem Salutschuss. Die Maori fassten dies jedoch als Aufforderung zum Kampf auf und massakrierten die Besatzung des Landungsbootes. Wegen dieses Mißverständnisses ist Neuseeland also heute nicht niederländisch.
Wir erreichen schließlich den Torrent River und ziehen unsere Swimsuits an. Nach kurzer Einweisung schwimmen, klettern, rutschen und springen wir den Flusslauf entlang. Besonders viel Spaß machen die Sprünge, die einmal 6 Meter und einmal 8 Meter hoch sind. Die Herausforderung hierbei ist es relativ weit zu springen, da man ansonsten auf Felsen landet. Unterwegs seilen wir uns ab, gleiten an temporär installierten Seilbahnen entlang und schwimmen Wasserfälle hinunter. Hinter einem Wasserfall finden wir sogar eine Höhle, doch einen Schatz suchen wir vergebens. Dies ist bisher vermutlich einer der besten Tage in Neuseeland, wobei bis jetzt eigentlich jeder Tag toll war.
Tag 11: Wandern auf dem Heaphy Track im Kahurangi NP
Mit dem Shuttle geht es heute in den Kahurangi NP. Ich will auf dem Heaphy Track wandern und habe mir dafür beim DOC einen Platz in der Pery Saddle Hut organisiert. Die Wanderung ist sehr schön, doch gegen Ende komme ich in einen starken Regen und auch der Wind peitscht recht arg. Völlig überraschend wird der Tag zum kältesten Tag des Sommers und ich komme völlig durchnässt an der Hütte an. Spaß macht es trotzdem. Der Gemeinschaftsraum wird von einem Ofen beheizt, doch so richtig warm wird mir nicht. Die Schlafräume sind überhaupt nicht beheizt und ich habe nur ein Inlet und keinen Schlafsack. Folglich versuche ich mit Pullover zu schlafen und es ist trotzdem noch kalt. Einige Wanderer kommen erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit an der Hütte an. In deren Haut möchte ich nicht stecken, denn draußen regnet und stürmt es immer stärker.
Tag 12: Per Anhalter durch Neuseeland – Rückweg nach Nelson
Als ich aufwache ist mir kalt. Vielleicht bin ich auf aufgewacht, weil es so kalt ist, denn ich bin immer noch müde. Der Raum ist über Nacht komplett ausgekühlt und an ein erneutes Einschlafen ist nicht zu denken. Ich packe also meine Sachen und wander zurück zur Brown Hut. Obwohl ich über eine Stunde am vereinbarten Treffpunkt auf mein Shuttle warte taucht es nicht auf. Der Akku meines Handys ist natürlich schon lange her. Irgendwann taucht zum zweiten Mal ein Jeep auf und lädt Wanderer ab. Der Fahrer ist ein örtlicher Farmer, der mich mit zu seiner Ranch nimmt, von wo aus wir das Shuttleunternehmen anrufen können. Da es im Umkreis von 30 Kilometern eh nur eine einzige Schotterpiste gibt, kann ich das Shuttle ja nicht verpassen. Auf dem Hof werden wir von einem lauten aber friedlichen Rudel Hunde begrüßt und es stellt sich heraus, dass das Shuttle nur extreme Verspätung hat. Ich stelle mich also auf die Straße und fange das Shuttle ab. So komme ich doch noch zurück nach Nelson.
Tag 13: Die Westküste entlang zum Fox Glacier
Heute ist großer Reisetag. Ich fahre mit dem Bus die halbe Westküste der Südinsel herunter. Unterwegs machen wir mehrere Stopps. Einer dieser Stopps ist bei den Pancake Rocks, einer Felsformation am Strand die wie übereinandergeschichtete Pfannkuchen aussieht. Die Wellen brechen sich an den Felsen und die hochschäumende Gischt erzeugt Regenbögen. Ein anderer Stopp ist in Hokitika, wo der Strand von Skulputuren aus Treibholz gesäumt ist. Beim letzten Zwischenstopp werde ich leider von Sandflies zerbissen. Irgendwann kommt der Bus am Fox Glacier an. Ich leihe mir bei meinem Hostel ein Rad und fahre zum 6km entfernten Lake Matheson. Die Wanderung um den See dauert eine gute Stunde und bei gutem Wetter spiegelt sich Mount Cook im See. Leider ist es bewölkt doch ich werde morgen früh noch einmal wiederkommen. Zurück im Ort gehe ich noch einmal in den nahegelegenen Wald, wo es Glühwürmchen zu bestaunen gibt. Ich folge einem kleinen gewundenen Pfad während es immer dunkler wird und mehr und mehr Glühwürmchenkolonien zum Vorschein kommen. Der Moment hat etwas mystisches und mittlerweile ist es dunkel, dass ich kaum noch etwas sehe. Nach einiger Zeit kommt jedoch eine große und laute Gruppe von Japanern mit leuchtenden Handys und Taschenlampen an, so dass der Moment zerstört ist. Zumindest finde ich so leicht den Weg zurück zum Dorf.
Tag 14: Fox Glacier und Radtour zum Lake Matheson
Schon vor Sonnenaufgang stehe ich auf und fahre wieder mit dem Rad zum Lake Matheson. Es soll heute wieder bewölkt sein, doch ich hoffe, dass die Wolken früh am Morgen noch nicht da sind. Als ich am Lake Matheson ankomme geht gerade die Sonne auf und ich kann die Spiegelung der Berge im See auf einem Foto festhalten. Nach einer knappen halben Stunde ist der Himmel dann wieder mit Wolken bedeckt. Jetzt kommt auch ein Bus mit Touristen am See an. Die sind aber alle zu spät dran. Als nächstes fahre ich mit dem Rad erst zurück zum Dorf und dann durch den Wald mit den Glühwürmchen zum Fox Glacier. Das letzte Stück des Wegs muss ich zu Fuß gehen. Der Gletscher wirkt schon gewaltig, trotzdem ist er, wenn man bereits mehrmals in den Alpen war, nicht mehr ganz so beeindruckend. Zurück im Dorf warte ich auf den Bus nach Wanaka und treffe die Südkoreanerin aus National Park wieder. Circa 4 Stunden später bin ich Wanaka und nutze den Rest des Abends um Wäsche zu waschen, etwas zu essen und durch den Ort und am See entlang zu schlendern.
Tag 15: Entspannen am Lake Wanaka
Eigentlich will ich heute auf den nahen Berg Roys Peak wandern, doch das Wetter ist heute vormittag nicht so gut, so dass ich spontan beschließe einen Tag länger in Wanaka zu bleiben und die Wanderung morgen zu machen. Heute wechsel ich erst einmal das Hostel, da mein aktuelles nur für eine Nacht frei war. Dabei treffe ich zufällig die Holländerin vom Canyoning wieder. Während des Vormittags schreibe ich Postkarten und plane die nächsten Tage. Danach wird das Wetter besser und ich wandere auf Mount Iron, den Hausberg von Wanaka. Von hier habe ich eine gute Sicht über den Ort und den See. Auf dem Weg zurück komme ich an der Puzzling World vorbei, wo es ein großes 3D Labyrinth gibt, dessen Bewältigung eine gute Stunde dauert. Da es auch Brücken gibt, funktioniert der Trick mit „sich immer rechts halten“ leider nicht. Am Nachmittag gehe ich noch etwas an der Ostseite des Sees entlang nach Norden und genieße die schöne Natur.
Tag 16: Atemberaubende Wanderung auf Roys Peak bei Wanaka
Heute geht es endlich auf Roys Peak. Gestern habe ich den Gipfel schon den ganzen Tag vom Ort aus gesehen. Der Beginn des Wanderpfads beginnt 6km außerhalb des Orts, doch ich habe Glück, denn schon kurz vorm Ortsausgang nimmt nicht jemand mit, so dass ich schon sehr früh am Fuß des Berges bin die Mittagshitze nicht beim Anstieg habe. Der Anstieg dauert gut 2 1/2 Stunden und wenn irgendeine Gegend in Neuseeland aussieht als wäre sie für jede zweite Szene in den Herr der Ringe Filme genutzt worden, dann ist diese! Die Natur ist unglaublich schön und um diese Uhrzeit ist auch noch sehr wenig los. Am Gipfel sind erst drei andere Wanderer und ich mache es mir erst einmal bequem, frühstücke (Baguette, Käse, Wasser) und genieße die Aussicht über den See, Wanaka und die Umgebung. Von hier sehe ich einen Pfad der dem Gebirgsrücken folgt und zum Mount Alpha führt. Die Strecke dauert in eine Richtung circa 1 Stunde und geht obwohl sie eigentlich dem Kamm folgt viel bergauf und bergab. Der Pfad ist hier auch deutlich schmaler und auf der weiteren Wanderung begegnet mir keine Menschenseele. An einer Stelle ist der Weg weggerutscht und ich muss vorsichtig auf Händen und Füßen diese steile Stelle passieren. Da der Boden aus losen und rutschigen Gestein besteht und es nur 1 Meter neben diesem halben Steinschlag steil bergab geht, muss ich sehr vorsichtig sein. Für die 3 Meter brauche ich, inklusive Überwindung, fast 5 Minuten. Auf allen Vieren und mit den Händen in den Fels gekrallt kommt mir meine Klettererfahrung zu Gute. Der Mount Alpha selbst hat eine Graskuppe auf die ich mich schließlich setze und entspanne. Auf meinem Rückweg komme ich wieder an Roys Peak vorbei und jogge, inspiriert von den anderen Wanderern, die Strecke bergab. Bei einer kleinen Pause treffe ich eine Amerikanerin, die anbietet mich mit zurück nach Wanaka zu nehmen. Das nenn ich mal einen glücklichen Zufall. Zurück in Wanaka nehme ich den Bus nach Queenstown, wo ich abends noch einen Burger beim berühmten Ferg Burger esse und noch etwas durch die Stadt und am Seeufer entlang bummel.
Tag 17: Auf den Spuren von James Cook im Milford Sound
Im Milford Sound suchte einst James Cook mit seinem Segelschiff Schutz vor einem starken Sturm. Der Fjord, welcher im Fiordland NP liegt ist jedoch primär wegen der atemberaubenden und riesigen Berge und Felswände bekannt, die ihn einrahmen. Mit einem Bus von geht es früh morgens los, denn bis zum Fjord ist es ein gutes Stück. Vier Stunden dauert die Hinfahrt, da wir erst bis Te Anau, das weit im Süden liegt, fahren müssen, um dann wieder nach Norden umzuschwenken. Auf dem Weg kommen wir an einer Ranch vorbei auf der Teile von Herr der Ringe gedreht wurden und Bergen die Edmund Hillary in seiner Kindheit bestieg, bevor er sich an den Mount Everest wagte. Der Fjord selbst wirkt riesig und das Schiff mit dem wir ihn befahren winzig und verloren. Im gesamten Fjord pfeift der Wind extrem, so dass es recht frisch ist. Wir fahren bis zum Meer hinaus, wo wir drehen und dann wieder zurück zum Anleger fahren. Der Fjord ist beeindruckend und erinnert an Norwegen. Trotzdem sticht er nach all den Highlights in Neuseeland nicht mehr heraus und ist nur noch „normal“ beeindruckend. Mit dem Bus geht es dann zurück nach Queenstown, wo ich abends die Holländerin vom Cayoning im Abel Tasman NP wiedertreffe.
Tag 18: Adrenalin in Queenstown – Kawarau Bridge Bungy
Heute suche ich mir als erstes ein anderes Hostel in Queenstown, da mein aktuelles nur ein Bett für eine Nacht frei hatte. Da Queenstown recht überlaufen mit Backpackern ist, stellt die Suche schon eine Herausforderung dar. Erst im achten Hostel finde ich einen freien Platz. Danach fahre ich mit der Gonder auf den Hausberg von Queenstwon. Von hier hat meine eine wahnsinnige Aussicht auf Queenstown, den See und die Remarkables. Auf der Spitze des Bergs gibt es eine Art Rennbahn für Seifenkisten aus Plastik, auf der ich einige Runden drehe. Danach fahre ich wieder runter nach Queenstown, wo ich eine Pizza bei Dominos esse die nur sagenhafte 7$ kostet. Für neuseeländische Verhältnisse habe ich gerade den Pizzaverkäufer ausgeraubt. Langsam realisiere ich, dass sich der Urlaub dem Ende zuneigt. Es bleibt eigentlich nur noch ein wichtiger Punkt auf meiner To-Do-Liste für Neuseeland, der sich in den letzten Tagen immer deutlicher herauskristallisiert hat. Bei diesem Punkt bin ich mir jedoch nicht sicher, ob ich ihn bewältigen kann. Es geht um Bungy Jumping an der Kawarau Bridge. Dies ist der Ort wo vor über 25 Jahren weltweit das erste kommerzielle Bungy Jumping stattfand. Die Schlucht und der Fluss sind wunderschön und da es nur eine Absprungstelle an der Brücke gibt ist es auch überhaupt nicht überlaufen. Bevor ich springe wird das Seil an meinen Waden befestigt, die durch ein Handtuch vor Schürfwunden geschützt werden. Ich werde gefragt, ob ich den Water Touch, also die Berührung des Wassers, will und nach kurzem Überlegen denke ich mir: Wenn schon, denn schon! Die Spannung ist ja noch nicht groß genug… Kurz vorm Sprung kommt noch die Anweisung „Hands up, chin down!“ und dann kommt der Countdown „3, 2, 1, Go“. Von hier oben sieht das schon verdammt hoch aus! Und wo verdammt noch mal ist das Seil, das mich abfedern soll? Das kann ich ja gar nicht richtig sehen hinter mir. Während der Einweiser „Go“ sagt beuge ich mich nach vorne und spüre wie mein Gewichtsschwerpunkt die Sprungplattform verlässt. Bevor ich die Plattform ganz verlassen habe, stoße ich mich noch fast automatisch wie beim Kopfsprung im Schwimmbad mit den Füßen nach vorne ab. Bis hier läuft alles fast etwas automatisiert ab und die Angst zu zögern und nicht zu springen ist anscheinend größer als die Angst vor dem Sprung. Erst als meine Füße die Plattform verlassen realisiere ich, dass ich gesprungen bin, keinerlei Halt mehr habe und mich im freien Fall nach unten befinde. In diesem Moment entfährt mir doch glatt ein kleiner, aber definitiv männlicher, Schrei. Während des Falls spüre ich wie es im ganzen Körper kribbelt und sich alles zusammenzieht. Das Gefühl ist vergleichbar mit einer Achterbahnfahrt, nur deutlich stärker. Der Sprung dauert gefühlt relativ lange. Wann beginnt denn das Seil endlich den Sturz abzubremsen? Innerlich habe ich ja schon etwas mit der Welt abgeschlossen. Vielleicht ist das Seil ja gar nicht richtig an den Füßen angebracht. Habe ich das überhaupt vernünftig kontrolliert? Nach einer Ewigkeit verlangsamt sich der Fall und ich merke, dass ich den Sprung wohl doch überleben werde. Nun kreisen meine Gedanken darum, dass ich das Wasser berühren will und ich strecke die Arme aus. Chin down? Daran verschwende ich keinen Gedanken mehr. Schließlich tauche ich mit den Armen ins Wasser ein und touchiere mit dem Kopf leicht die Oberfläche des Kawarau River. Geschafft! Dann zieht mich das Seil wieder zurück nach oben bis ich wieder ein Gefühl der Schwerelosigkeit habe. Angst habe ich jetzt jedoch keine mehr. Das einzige was mich erfüllt, ist das Gefühl des Triumphes. Als ich ausgeschwungen bin, werde ich mit einem Schlauchboot ans Flussufer gebracht und jogge voller Adrenalin die Treppe nach oben. Das war definitiv cool und herausfordernd. Adrenalin pur! Besonders brenzlig ist der Moment des Absprungs, wo sich in Sekunden entscheidet ob man springt oder nicht. Zögert man dort, wird es sicherlich nicht einfacher.
Tag 19: Christchurch – Spuren des Erdbebens
Der letzte echte Tag in Neuseeland bricht an, wobei ich einen Großteil der Zeit im Bus verbringen werde, denn ich fahre nach Christchurch. Die Fahrt dauert fast den kompletten Tag und unterwegs fahren wir durch eine grün-gelbe Hügellandschaft, die nur von türkisfarbenen Seen unterbrochen wird. Im Hintergrund kann man die Gipfel schneebedeckter Berge sehen. Am Lake Tekapo machen wir eine Pause und ich nutze die Zeit mir die Church of the Good Shepherd anzugucken. Sie zählt zu den meist fotografiertesten Gebäuden Neuseelands, was jedoch vermutlich an ihrer Lage, direkt an dem türkisen See, liegt. In Christchurch angekommen bringe ich erst einmal meine Sachen ins Hostel, einem alten umfunktionierten Gefängnis, mit dem Namen Jailhouse Accommodation. Die Dorms sind die ehemaligen Zellen. Christchurch wurde 2011 von starken Erdbeben heimgesucht in Folge derer 185 Menschen starben, 70.000 Menschen die Stadt verließen, 10.000 Gebäude zerstört und 100.000 Gebäude beschädigt wurden. Die Folgen sind auch heute noch überall sichtbar und es gibt kaum einen Straßenzug ohne Ruine oder große Stahlträger die ein Gebäude abstützen. Der Wiederaufbau wird vermutlich noch über 25 Jahre dauern. Folglich ist ein Besuch von Christchurch schon fast Erdbebentourismus. Ich gucke mir die halb zerstörte ChristChurch Cathedral, die Re:START Mall und die Cardboard Cathedral an. Abends gibt es im Stadtpark eine Eröffnungsparty für den Cricket World Cup, zu der ich gehe. Es spielen viele einheimische Künstler, u.a. Tiki Taane, so dass ich erst spät zurück ins Hostel komme. Morgen trete ich dann meine lange Heimreise an.
Abreise
Christchurch -> Auckland -> Singapur -> Amsterdam -> Hannover
Fazit
Vergangene Urlaube habe ich bereits mit dem Fazit „rund um positiv“ bewertet. Für Neuseeland muss ich jedoch ein Superlativ auspacken: Es war der „beste Urlaub bis jetzt“! Ich denke vergleichbar waren nur die USA Urlaube, wobei die spontane Reise alleine nach Neuseeland deutlich mehr Abenteuer war. Gäbe es nicht so viele andere lohnende Reiseziele in der Welt, würde ich direkt wieder nach Neuseeland fliegen. Es gibt viele Orte in Neuseeland, an denen ich gerne noch länger geblieben wäre. In den knapp drei Wochen habe ich große Strecken mit den unterschiedlichsten Transportmitteln zurückgelegt:
- 215km Wandern
- 60km Radfahren
- 260km Boot
- 800km Bus
- 750km Zug
- 38.000km Flugzeug
Eigentlich waren alle Tage in Neuseeland super und einzigartig. Trotzdem stechen diese Aktionen heraus:
- Canyoning, Wandern und Kajakfahren im Abel Tasman NP
- Vulkanwanderung beim Tongariro Alpine Crossing und Dschungelwanderung
- Entspannen und die Seele baumeln lassen am Lake Wanaka und Wanderung auf Roys Peak
- Bungy Jumping am Kawarau River nahe bei Queenstown
Eine längere Fassung (Noch länger? Das geht? Ja!) des Reiseberichts, die aber nicht fürs Internet gedacht ist, kann bei Interesse direkt bei mir angefordert werden.